Frankfurter Buchmesse und Künstliche Intelligenz

Die Frankfurt zur Buchmesse hat heute Nachmittag eine positive Zwischenbilanz verkündet: 9 Prozent mehr Fachbesucher und 7,5 Prozent mehr Aussteller als im Vorjahr. Seit wenigen Stunden ist die Buchmesse nicht nur für Fachbesucher geöffnet, sondern auch für alle, die privat durch die riesen Messehallen schlendern wollen. Traditionell werden hier nicht nur Bücher vorgestellt und Lizenzen verkauft, sondern auch wichtige Themen diskutiert. Ein Schwerpunkt ist in diesem Jahr die Künstliche Intelligenz – und ihr Einfluss auf die Literaturwelt.

„Wie schreibe ich ein Buch?“
„Schreib einfach drauflos, ohne zu viel über Perfektion nachzudenken.“
So die Antwort von ChatGPT. Die Künstliche Intelligenz, kurz KI, hat der Frankfurterin Deborah Schnabel und ihrem Team geholfen, einen Titel für ihr neues Buch zu finden.
Deborah Schnabel, Herausgeberin „Code & Vorurteil“
„Wir haben im Team gebrainstormt und irgendwann haben wir dann mal eigentlich aus Spaß ChatGPT befragt. Und die ersten Ideen, die waren uns fremd und haben nicht so richtig gepasst. Aber dann haben wir auch durch unsere gezielten Prompts in ChatGPT ChatGPT immer weiter in unsere Richtung gebracht.“
Das Buch „Code & Vorurteil“ ist nicht nur mithilfe von KI entstanden, sondern thematisiert genau diese. Es schaut darauf, wie Antisemitismus und Rassismus durch Künstliche Intelligenz verstärkt werden.
Deborah Schnabel, Direktorin Bildungsstätte Anne Frank
„Für uns ist die KI erst mal ziemlich neutral. Die Daten wiederum sind nicht neutral. Die werden ja ausgewählt und auch auf eine bestimmte Art und Weise zusammengesetzt. Und das machen ja häufig noch Menschen. Und wir als Menschen, wir tragen einfach bestimmte Verhaltensmuster, Denkmuster in uns.“
Durch KI werden diese Denkmuster weitergetragen und normalisiert. Bücher, die von Künstlicher Intelligenz erzählen. Bücher, die mit KI geschrieben werden. Das Thema verändert die Literaturwelt auf allen Ebenen.
Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin Börsenverein des Deutschen Buchhandels
„Nutzen wir die Künstliche Intelligenz als Assistenz oder sehen wir die Künstliche Intelligenz irgendwann als Alternative und als Gefahr? Ich finde, auf der Ebene der Assistenz bieten sich unendlich viele Möglichkeiten. Von Kalkulationen bis zu Lagerdispositionen bis zum Check von Manuskripten.“
Auch Marc Hispa nutzt Künstliche Intelligenz als Assistent. Er hat eine Software entwickelt, die für Autoren und Verlage ermittelt, wie sich ein neues Buch am besten verkaufen lässt.
Marc Hispa, Erfinder Software „DemandSens.Book“
„Sie hilft dir zu sagen, wo du dein Buch am besten platzieren musst, um es zu verkaufen. Also online, im Buchladen, in der Einzelhandelskette. Und dann empfiehlt dir die Software, was die beste, die optimale Anzahl ist, also wie viele Auflagen du drucken sollst.“
Gefüttert wird die Software mit Verkaufsdaten großer Verlagshäuser. Ein Beispiel, wie Künstliche Intelligenz den Buchmarkt revolutionieren kann. Karin Schmidt-Friederichs sieht derzeit aber eine große Gefahr.
Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin Börsenverein des Deutschen Buchhandels
„Wo Anbieter von Künstlichen Intelligenzen diese Künstliche Intelligenzen mit urheberechtlich geschütztem Material, Texten, Bildern füttern. So lernt die Intelligenz, aber die Urheber:innen und die Verlage gehen völlig leer aus.“
Sie fordert von der Politik schärfere Gesetze. Wenn aber die Künstliche Intelligenz immer weiter mit den Texten von Menschen gefüttert wird, könnte sie dann irgendwann genauso kreativ schreiben wie Schriftsteller? Ein Blick in die Glaskugel.
Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin Börsenverein des Deutschen Buchhandels
„Echte Kreativität lebt immer mit Brüchen. Lebt mit völlig Überraschendem. Und KI ist ja ein Algorithmus, der brav abarbeitet, was er gelernt hat. Und wir Menschen, glaube ich, spüren das.“
Und wie sieht das die KI?
„ChatGPT, bist du kreativ?“
„Ja, ich kann kreativ sein! Ob es darum geht, Geschichten zu erzählen, Gedichte zu schreiben oder Ideen zu entwickeln.“
Die Zukunft wird zeigen, wer Recht behält.