Graffiti für Hanau-Opfer verunstaltet

Vor über vier Jahren erschießt ein Deutscher aus mutmaßlich rassistischen Motiven neun Menschen in Hanau. Danach tötet er seine Mutter und sich selbst. Der Anschlag vom 19. Februar 2020 erschüttert ganz Deutschland. Ein Graffiti in Frankfurt soll an die Opfer gedenken. Jetzt wurde es von Unbekannten verunstaltet: Fußgänger melden am Freitag verfassungswidrige Schmierereien auf dem Gedenkbild.  

Eigentlich soll dieser Ort unter der Friedensbrücke in Frankfurt an die Opfer des Hanau-Attentats gedenken. Doch neben der Aufschrift „Rassismus tötet“ sprayen Unbekannte Nazi-Symbole auf das Gedenkbild. Die Polizei überdeckt die verfassungswidrigen Schmierereien mit blauer Farbe. Darunter befinden sich SS-Runen und ein Hakenkreuz. Für Frankfurts Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg ein Schock:
Nargess Eskandari-Grünberg – Bürgermeisterin Frankfurt am Main
„Das macht mich unglaublich traurig. Das sind Menschen, die ermordet worden sind. (…) Wenn wir diese Bilder sehen, das ist eine Schändung von Gedenkmählern.“
Die Gesichter der Hanau-Opfer werden auf dem 27 Meter breiten Wandbild ebenfalls beschmiert und verunstaltet.
Nargess Eskandari-Grünberg – Bürgermeisterin Frankfurt am Main
„Das werden wir nicht hinnehmen. Wir werden Nein zu Rassismus sagen. Nein zu Fremdenfeindlichkeit. Nein zu Antisemitismus. Das ist die starke Stimme von Frankfurt und wenn einige das Zerstören wollen, sagen wir, wir sind stärker.“
Das Gedenkbild ist von der Künstlergruppe „Kollektiv ohne Namen“. Das anonyme Künstlerkollektiv spricht von einer rassistischen Zerstörung des Gedenkbildes.
TEXTTAFEL Künstlergruppe: Kollektiv ohne Namen
„Wir lassen uns nicht von diesen feigen Aktionen einschüchtern, ganz im Gegenteil. Die können das Millionen mal kaputt machen. Solange wir existieren, werden wir die Wand immer wieder neu bemalen.“
Innerhalb von 24 Stunden sammelt die Künstlergruppe genug Spenden ein, um das Bild wiederherzustellen. Dazu soll am Sonntag eine Kundgebung stattfinden.
Wer die Täter sind ist unklar, auch die genaue Uhrzeit der Tat ist nicht bekannt. Die Ermittlungen laufen.
Klemens Hahn – Polizeipräsidium Frankfurt
„Wir als Polizei sehen hier zwei Straftatbestände erfüllt. Einmal den Paragraph 303 die Sachbeschädigung, wie es üblicherweise bei anderen Graffitis, die unrechtmäßig aufgebracht worden sind auch erfüllt ist. Hier nochmal verschärfend als zweiten Straftatbestand den Paragraph 86a das Verwenden von Symbolen mit verfassungswidrigen bzw. verfassungsfeindlichen Inhalten. (…) Absolut kein Bagatelldelikt hier sind zwei Straftatbestände verwirklicht worden und das werden wir konsequent verfolgen.“
Die Polizei bittet um weitere Hinweise.
Das Gedenkbild wurde jetzt zum zweiten Mal verunstaltet. Das Künstlerkollektiv fordert die Stadt dazu auf das Gedenkbild besser zu schützen, das Kunstwerk beispielweise mit einer Folie zu versiegeln. Die Stadt Frankfurt möchte das nun prüfen.