Schweinepest gefährdet Zootiere

Die Afrikanische Schweinpest breitet sich in Hessen und Rheinland-Pfalz weiter aus. Wie heute gemeldet wurde, sind im Landkreis Groß-Gerau zwei weitere landwirtschaftliche Betriebe betroffen. Die insgesamt knapp 200 Schweine müssen nun getötet werden. Für Menschen ist die Viruserkrankung ungefährlich, doch diese Seuche stellt Schweinehalter vor enorme Herausforderungen. Denn das Virus ist sehr hartnäckig, kann mehrere Monate in der Umwelt und sogar in verarbeiteten Lebensmitteln überleben. Auch Zoos und Tierparks rüsten sich.

Seit gut zwei Wochen ist dieses Gehege leer. Wildschweine gehörten im Wildpark Alte Fasanerie in Hanau seit Jahrzehnten zu den Stammbewohnern. Jetzt wurden die letzten zehn Tiere getötet.
Lutz Hofheinz, Leiter Alte Fasanerie
„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, das will ich vielleicht mal vorwegschicken. Zumal da auch eine sehr starke emotionale Betroffenheit gegeben ist. Unsere Tierpfleger insbesondere, aber auch die anderen Mitarbeiter des Parks haben eine sehr enge Bindung zu den Tieren. Viele haben Namen und werden quasi persönlich angesprochen.“
Doch man habe keine andere Möglichkeit gesehen, sagt der Wildparkleiter. Obwohl keines der Tiere mit der Afrikanischen Schweinepest infiziert war.
Eine Infektion hätte aber gravierende Folgen für den gesamten Wildpark. Denn das Virus kann mehrere Monate im Waldboden überleben.
Lutz Hofheinz, Leiter Alte Fasanerie
„Dieses große Gehege hätte saniert werden müssen, da ja mit Viren verseucht. Und dazu hätten nennenswerte Teile des Oberbodens abgetragen werden müssen. Dieser Oberboden hätte an sicherer Stelle verwahrt werden müssen über längere Zeiträume und um dies wiederum zu tun, hätte man auch diesen alten Baumbestand komplett roden müssen. Wir sprechen immerhin von 6 Hektar. Unser Park lebt insgesamt von seinem alten Baumbestand.“
Neben dem ökologischen Schaden wäre auch der finanzielle Schaden nicht unerheblich. Der Tierpark müsste schließen, was Arbeitsplätze gefährden würde, erklärt Lutz Hofheinz.
Die Tierschutzorganisation PETA wirft der Alten Fasanerie vor, die Tiere rein aus wirtschaftlichen Gründen getötet zu haben und will Strafanzeige stellen.
Lutz Hofheinz sagt, man fühle sich auch gegenüber Landwirten in der Region dafür verantwortlich, nicht zur Ausbreitung des Virus beizutragen.
Anders ist die Situation im Landauer Zoo. Hier leben vom Aussterben bedrohte Visayas-Mähnenschweine, die eigentlich auf den Philippinen beheimatet sind.
Zoodirektor Jens-Ove Heckel ist Vorsitzender einer weltweit agierenden Artenschutzorganisation, die zusammen mit dem Landauer Zoo Zuchtstationen zum Erhalt der Visayas-Schweine auf den Philippinen unterstützt. Dort sind dem Virus bereits viele Schweine zum Opfer gefallen.
Jens-Ove Heckel, Zoologische Gesellschaft für Arten-und Populationsschutz
„Zum einen ist es natürlich ein Verlust an Artenvielfalt, wenn eine Art verschwunden ist. Aber das alleine ist es ja nicht. Sondern diese Arten haben ja Funktionen in ihren Ökosystemen. Wildschweine sind zum Beispiel wichtige Habitat-Gestalter, davon profitieren auch andere Tierarten. Aber was man nicht vergessen darf: Sie sind auch Futtergrundlage für viele andere Tierarten, wie nämlich Beutegreifer, Leoparden, Tiger. Wenn diese wichtige Nahrungsquelle verloren geht, ist das ein Problem.“
Umso wichtiger sei es jetzt, die Visayas-Mähnenschweine hier in Landau zu schützen. Die Tiere sind durch mehrere Zäune abgeschirmt. Wer das Gehege betritt, muss sich gründlich Hände und Schuhe desinfizieren und vor allem gilt: Füttern streng verboten!
Jens-Ove Heckel, Direktor Zoo Landau
„Der schlimmste Fall wäre ein Wurstbrot, was aus einer Region kommt, wo die Schweinepest verbreitet ist, hier im Gehege landet und sich die Tiere auf diese Weise infizieren. Aber es kann auch über andere Materialien, es kann letzten Endes über Heu oder Stroh aus Gebieten eingetragen werden.“
Aktuell gibt es weder Impfungen noch Medikamente gegen die Afrikanische Schweinepest. Jens-Ove Heckel kann nur hoffen, dass die Maßnahmen wirken und seine Tiere hier verschont bleiben. Zu ihrem eigenen Wohl und der Erhaltung ihrer Art.