Jäger wollen Kormorane abschießen

Wer an Gewässern wohnt, der kann ihn inzwischen wieder häufiger beobachten: den Kormoran. In der Vergangenheit war der Vogel wegen seines Hungers auf Fisch in fast ganz Europa durch Bejagung ausgerottet worden. Doch seit den 80er Jahren konnte sich der Kormoranbestand dank eines besonderen Schutzstatus und einer organisierten Wiederansiedlung erholen. Was Tierschützer freut, ruft bei anderen allerdings Sorgenfalten hervor.

Mehr als ein halbes Kilo Fisch braucht ein ausgewachsener Kormoran am Tag. Dazu jagen die Vögel unter Wasser – in Flüssen wie dem Rhein aber auch in Seen und Teichen, in denen geangelt wird.
Der Vogel ist dem Verband Hessischer Fischer ein Dorn im Auge. Die Mitglieder haben Sorge, dass der Kormoran durch seine Jagd die heimischen Fischbestände strapaziert und die Artenvielfallt bedroht.
Rainer Hennings, Verband Hessischer Fischer e.V.
„Wir begrüßen ja auch, dass der Kormoran wieder da ist. Ausgerottet wollen wir ihn auf keinen Fall wieder haben. Wir brauchen aber deutlich niedrigere Bestände. Das, was im Moment abgeht, mit über 50 Tonnen Fisch-Biomasse, die in Hessen im Jahr entnommen werden, das überlastet die Tragfähigkeit unserer Gewässer. Das heißt, man müsste radikal in den Bestand eingreifen. Mindestens die Hälfte.“
Laut dem Hessischen Landesamt für Naturschutz ist die Zahl der Brutpaare mit 480 momentan ungefähr genauso hoch, wie in den letzten 20 Jahren. Hinzu kämen knapp 3.00 Zugvögel, die die Wintermonate in Hessen verbringen.
Die Fischer wünschen sich zwei Dinge: zum einen soll der Kormoran seinen Schutzstatus verlieren, den er aufgrund seiner Ausrottung einst erhalten hatte; zum anderen fordern sie eine „Kormoran-Verordnung“, die es bereits in fast allen anderen Bundesländern gibt. Die würde es ermöglichen, die Tiere an Brennpunkten einfacher zu bejagen.
Karl Schwebel, Verband Hessischer Fischer e.V.
„Wir haben den Kormoran wieder, der Biber ist wieder da, der Fischotter –whatever, wunderbar, alles schön. Aber bei manchen Arten muss man halt im Endeffekt irgendwann über ein Management nachdenken. Es wird uns immer vorgeworfen: ‚Es geht euch nur um eure Fische, es geht nur um euer Hobby und ihr wollt die alle abknallen.‘ Nee, ein Management.“
Bernd Petri vom Naturschutzbund NABU beobachtet die Diskussion um den Kormoran bereits seit Jahrzehnten. Auch er sorgt sich um den Fischbestand in Hessischen Gewässern. Den Kormoran als Schuldigen an den Pranger zu stellen, greift für den Umweltschützer allerdings zu kurz.
Bernd Petri, Ornithologe NABU-Hessen
„Man sucht dann immer irgendwelche Schuldigen, egal ob es der Graureiher, der Kormoran, der Wolf ist, der Waschbär, die Nilgans. Das sind aber immer nur so Scheindebatten, sage ich jetzt mal, die nicht an den Kern gehen, warum es zum Beispiel im Fall vom Kormoran den Fischen in unseren Gewässern nicht so gut geht. Daran ist nicht der Kormoran schuld, sondern die Gewässergüte. Da sind so viele chemische Stoffe drin, Spurenstoffe und vor allem die Qualität unserer Bäche, Flüsse und Teiche ist eben auch nicht in Ordnung.“
Für alle Betroffenen gilt es, sich zunächst allerdings in Geduld zu üben. Denn ob der Kormoran in Zukunft einfacher bejagt werden kann, entscheidet sich in Hessen laut dem Landwirtschaftsministerium erst bei der geplanten Neubewertung des Jagdgesetzes Anfang 2027.