Erster Tag der Riedbahnsperrung

Für die Deutsche Bahn hat die größte Baumaßnahme aller Zeiten begonnen: Bundesweit wird es umfangreiche Sanierungsarbeiten geben. Die Riedbahn-Strecke zwischen Frankfurt und Mannheim wird ab heute saniert und ist damit für fast ein halbes Jahr nicht befahrbar. Tausende Reisende müssen auf Ersatzbusse umsteigen und befürchten ein großes Chaos.

Heute Morgen in Frankfurt: Am Hauptbahnhof fahren reihenweise diese purpurfarbenen Busse ab. Für fünf Monate ersetzen sie die Regionalbahnen Richtung Mannheim. Jeden Tag sind 16.000 Reisende betroffen. Sogenannte „Reisendelenker“ lotsen die Fahrgäste zum richtigen Bus, Schilder weisen den Weg, neue Bildschirme zeigen die nächste Abfahrt an. Und trotzdem auch immer wieder Verwirrung bei der Bussuche, nicht alle Fahrgäste sind zufrieden.
Claudia Bayreuther, aus Riedstadt
„Kompliziert. Also ich muss in den Nachbarort fahren, damit ich diesen Regiobus schaffe, der keinen Halt hat. Da brauch ich jetzt 50 Minuten statt 30.“
Mohamed Bouhmidi, aus Frankfurt
„Willkommen bei der Bahn. Wenn sie was garantieren, dann ist es Verspätung. Also Chaos, kann ich eher sagen. Nach Walldorf, da fährt leider kein Bus hin. Ich müsste jetzt nach Mörfelden und von dort aus gucken, wie ich nach Walldorf komme. Also Chaos.“
Dabei organisiert die Bahn ihren bislang größten Ersatzverkehr mit 150 zusätzlichen Bussen. 400 Busfahrer aus 14 Ländern wurden eigens engagiert, um die Bahnnutzer nicht zu vergraulen.
Felix Thielmann, Projektleiter Neuer Ersatzverkehr
„Erster und wichtigster Erfolg für uns, die Reisenden im System Bahn, im System ÖPNV zu halten. Das ist unser alleroberstes Ziel. Um zu vermeiden, dass die Reisenden dauernd aufs Auto umsteigen.“
Der ICE-Verkehr zwischen Frankfurt und Mannheim wird während der Sanierung umgeleitet. Hier müssen täglich 60.000 Fahrgäste mit großen Verspätungen rechnen. Die 74 Kilometer gehören zu den am stärksten befahrenen Strecken Deutschlands und sind somit besonders störanfällig. Fünf Monaten lang werden Weichen, Gleisbette, Oberleitungen und Bahnhöfe generalsaniert.
Gestern Abend großer Auftakt mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing im südhessischen Gernsheim. Hier lagern auf sechs Hektar die meisten Baumaterialien. Über eine Milliarde Euro fließen in die Riedbahn, in den kommenden sechs Jahren sind bundesweit 27 Milliarden für weitere Bahnstrecken eingeplant.

Volker Wissing (FDP), Bundesverkehrsminister
„Um mit maximaler Geschwindigkeit die Situation in einen Zustand zu bringen, dass die Bürgerinnen und Bürger sagen: ‚Das ist eine Bahn, wie ich sie mir vorstelle.‘ Das wird dem Anspruch unseres Landes an Pünktlichkeit, an Zuverlässigkeit im Infrastrukturbereich gerecht.“

Kritiker bemängeln, dass parallel zur Riedbahn auch die Strecke zwischen Frankfurt und Köln saniert wird. Aus Sicht der Bahn aber nach den Versäumnissen der vergangenen Jahre unausweichlich.
Richard Lutz, Vorstandsvorsitzender Deutsche Bahn AG
„Wenn wir eine komplett sanierte Infrastruktur hätten, dann wären wir sicherlich gut beraten gewesen, das nicht zeitlich miteinander zu bündeln. Aber der Zustand der Infrastruktur lässt es leider nicht her.“
Mitte Dezember sollen die Arbeiten an der Riedbahn fertig sein. Mal abwarten, ob die Deutsche Bahn zumindest diesen Fahrplan einhält.