Bauernverband zum Ernteauftakt

Regen, Regen – und noch mehr Regen. Ja, das Wetter zeigt sich in diesem Sommer bislang sehr durchwachsen. Auch Herbst und Frühjahr waren von Nässe geprägt. Das stellt die Landwirtschaft vor Herausforderungen, wie heute auf der Pressekonferenz des Deutschen und Hessischen Bauernverbands bei Frankfurt deutlich wurde. So wird die Ernte in diesem Jahr wohl geringer ausfallen als im Vorjahr.

Dieser Mähdrescher kommt heute nicht wie geplant zum Einsatz, wegen anhaltender Nässe. Die erste Fuhre Wintergerste – bereits letzte Woche ins Trockene gebracht, rechtzeitig vor dem Unwetter am Wochenende. Immer flexibel bleiben, heißt es für Landwirt Matthias Mehl aus Frankfurt-Nieder-Erlenbach. Bereits im vergangenen Herbst haben die vielen Niederschläge die Zuckerrübenernte und Aussaat von Wintergetreide erschwert, sodass mehr auf das Frühjahr und Sommergetreide ausgewichen werden musste.
Matthias Mehl, Landwirt aus Nieder-Erlenbach
„Ganz schwierig ist für uns, dass sich die Wetterfenster immer mehr verkleinern. Das heißt, die Zeit, wo wir vernünftig auf den Acker kommen, das wird irgendwie weniger. Wir sind eigentlich ne Region mit ner Frühsommertrockenheit. Und wenn es halt warm ist und nicht regnet, dann kann man immer auf den Feldern fahren. Aber wenn es halt so viel regnet wie in diesem Jahr, dann werden eigentlich die Feldarbeitszeiten, die werden immer geringer.“
So wird die Bewirtschaftung von 200 Hektar Getreide und 100 Hektar Zuckerrüben zunehmend zur Herausforderung. Das Risiko für Fäulnis und Pilzkrankheiten und damit Ernteausfälle steigt. Die Bauernverbände rechnen daher mit einer durchschnittlichen Getreideernte, mit 42 Millionen Tonnen bundesweit etwas unter dem Vorjahresniveau. Erschwerend hinzu kämen gekürzte Agrardieselsubventionen und gestiegene Produktionskosten bei gleichzeitig gesunkenen Getreidepreisen, weil Russland mit seinen Exporten Preisdumping betreibe. Der Hessische Bauernverband fordert von der Bundesregierung daher mehr finanzielle Unterstützung – eine sogenannte Risikoausgleichsrücklage.
Karsten Schmal, Präsident Hessischer Bauernverband
„Wir erleben ja im Moment, dass auch bei unseren Betrieben die Gewinne durchaus volatiler werden. Dass man in einem Jahr mal einen höheren Gewinn hat, in dem anderen Jahr wieder deutlich weniger. Und wenn man das über einige Jahre hinweg verschieben könnte, dass man nicht für das eine Jahr ganz viele Steuern zahlt, und im nächsten Jahr wieder Geld zurück bekommt vom Staat, dass… Dieser Ausgleich bei der Risikoausgleichsrücklage, der würde uns wirklich helfen.“
Helfen würde das auch Landwirt Matthias Mehl. Er wünscht sich mehr Planungssicherheit und Flexibilität, auch beim Einsatz moderner Züchtungsmethoden und Pflanzenschutzmittel. Zehn Prozent weniger Wintergerste als im Vorjahr – damit die übrige Ernte besser ausfällt, hofft er nun aber vor allem auf eines: Sonniges und trockenes Wetter.