Heinrich Prinz Reuß sagt im Reichsbürger-Prozess aus
Im sogenannten „Reichsbürger-Prozess“ vor dem Oberlandesgericht Frankfurt hat der Hauptangeklagte Heinrich XIII. Prinz Reuß heute erstmals das Wort ergriffen. In einer emotionalen Aussage sprach der mutmaßliche Rädelsführer der Gruppe ausführlich über seine Herkunft, seinen Lebensweg und seine Familie. Und ließ dabei auch durchklingen, was er von den gegen ihn erhobenen Vorwürfen hält.
Schon vor Prozessbeginn fließen heute im Verhandlungssaal in Sossenheim die ersten Tränen. Mehrere Familienmitglieder von Heinrich XIII. Prinz Reuß sitzen im Zuschauerraum, darunter sein Sohn, seine behinderte Tochter und seine Lebensgefährtin. Das Gericht gestattet dem Angeklagten, seine Familie kurz zu begrüßen. Und genau so emotional geht es weiter: Mit tränenerstickter Stimme erzählt der Hauptangeklagte von der Flucht seiner Familie von Thüringen nach Hessen. Von der Enteignung der einst prächtigen Familienländereien durch die Sowjets und vom schwierigen Neuanfang der Familie in Hessen.
Roman von Alvensleben, Verteidiger von Heinrich XIII. Prinz Reuß
„Heute hat man einen authentischen Prinz Reuß erlebt, der sehr emotional war. Ob vieler Umstände, auch vieler Erlebnisse aus seinem Leben und ob des Vorwurfes, den er heute ja auch selber noch mal von sich gewiesen hat.“
Schon aufgrund seiner Familiengeschichte lehne er Gewalt grundsätzlich ab, so der Prinz in seinen Ausführungen – die Familie habe sich stets für das Wohl der Menschen eingesetzt. Auch seine Kinder führt Prinz Reuß ins Feld. Er berichtet vom Schock seiner behinderten Tochter, die bei seiner Verhaftung dabei gewesen sei und das alles nicht verstanden habe. Oder von Anfeindungen gegen seinen Sohn, der gerade dabei sei, sein Studium abzuschließen. Bei seinen Ausführungen bricht der Angeklagte immer wieder in Tränen aus. Seine Stimme stockt – der Prozess muss mehrmals unterbrochen werden.
Roman von Alvensleben, Verteidiger von Heinrich XIII. Prinz Reuß
„Jemand, der so emotional ist, der ist kein abgebrühter Rädelsführer einer terroristischen Vereinigung, die dann gleichgesetzt wird mit RAF-Terroristen, bei denen Mord und Totschlag passiert ist. Sondern das ist ein Mensch mit Herz, Gefühl, Empathie.“