In Nierstein entsteht riesiges Rechenzentrum

Nierstein am Rhein. Bekannt für ausgezeichnete Weinlagen und malerische Aussichten. Und bald auch für das größte Rechenzentrum Deutschlands? Entstehen soll das im Rhein-Selz-Park, einem ehemaligen Kasernengelände. Das Areal hatte zuletzt immer wieder für negative Schlagzeilen gesorgt: Mal waren Schweineställe geplant, dann wieder ein Wohnpark. Beim neuen Projekt Rechenzentrum will man dieses Mal keine Fehler machen.

Hier in Nierstein soll Großes entstehen. Der rheinhessische Weinort wird Schauplatz eines echten Mega-Projekts. Bald steht hier Deutschlands größtes Rechenzentrum.
Jochen Schmitt (FWG), Bürgermeister Stadt Nierstein
„Es hat Strahlkraft, dieses Rechenzentrum. Es soll eins der größten Europas werden und da freuen wir uns halt wirklich drauf. Weil, das gibt auch für die Region was Besonders und es gibt einen Schub insgesamt. Wir rechnen auch mit Zusatztechnologien rund um Nierstein, aber auch in Mainz und sonst irgendwie. Also ich glaube, es wird Bewegung insgesamt in Rheinhessen in Lauf kommen.“
Hier auf dem Gelände des Rhein-Selz-Parks will ein japanischer Großkonzern ein Rechenzentrum bauen und dafür über 5 Milliarden Euro in die Hand nehmen.
Um welches Unternehmen es sich handelt, verrät Bürgermeister Jochen Schmitt noch nicht. Das habe man dem Konzern zugesagt. Medienberichten zufolge handelt es sich aber um eine Tochter des Tokioer Telekommunikationskonzerns NTT Group.
Aus Sicht von Wirtschaftsinformatiker Franz Rothlauf ist die Ansiedlung des Rechenzentrums in Nierstein eine Sensation. Allein schon wegen seiner Kapazität.
Prof. Franz Rothlauf, Wirtschaftsinformatiker Universität Mainz
„Zur Einordnung vielleicht: Wir an der Uni Mainz betreiben im akademisches Umfeld ein großes Rechenzentrum, was 3 Megawatt Leistung hat. Das, was normale Unternehmen bauen oder Datencenter-Anbieter, sind vielleicht 50 Megawatt und dieses Rechenzentrum mit 500 Megawatt ist dann nochmal Faktor zehn größer als das was normalerweise so gebaut wird.“
Ein Rechenzentrum mit rekordverdächtiger Kapazität ist also der Plan. Für Nierstein zweifelsfrei ein Aushängeschild. Doch braucht es so viel Rechenleistung? Oder ist das eher größenwahnsinnig?
Prof. Franz Rothlauf, Wirtschaftsinformatiker Universität Mainz
„Nein, es ist kein Größenwahn. Also eigentlich seit 2018/2019 hat KI – also Künstliche Intelligenz – einen großen Boom erlebt und das wird getrieben von maschinellem Lernen und neuronalen Netzen. Und mit dem Einsatz von neuronalen Netz zum Beispiel in so etwas wie ChatGPT oder auch bildgenerierenden Verfahren, ist der Bedarf an Rechenleistung deutlich gestiegen.“
Bei der Standortwahl sind für die Betreiber von Rechenzentren verschiedene Faktoren relevant. Zum Bespiel, dass ausreichend günstiger Strom verfügbar ist, erklärt Franz Rothlauf.
Für Nierstein spreche vor allem die Nähe zu Frankfurt. Denn hier ist mit „De-Cix“ der größte Internetknoten der Welt angesiedelt.
Für ein Rechenzentrum spricht aus Sicht der Niersteiner vor allem, dass es wenig Verkehr mit sich bringt.
Jochen Schmitt (FWG), Bürgermeister Stadt Nierstein
„Verkehr können wir hier in dieser Enge nicht gebrauchen. Und das war ja die Maßgabe, keine Industrie hierherzubringen, die uns ständig LKW vielleicht, Logistikzentren und was wir alles schon angeboten bekommen haben für das Gelände. Das haben wir abgelehnt und haben gesagt, wir wollen was, was ruhig ist, was uns was bringt und was auch die Verkehrsströme handelbar macht. Natürlich Zuzug, da werden wir mit rechnen müssen, Kindergartenbau und und und, was da dran hängt. Das wird kommen.“
Doch dafür sei noch Zeit, denn einen Kaufvertrag gibt es noch nicht. Jetzt werde zunächst ein Bebauungsplan erstellt.
Bis sich Nierstein also tatsächlich mit Deutschlands größtem Rechenzentrum schmücken kann, wird es noch einige Jahre dauern.