Interview mit dem Luftfahrtexperten Prof. Karl-Rudolf Rupprecht über den Verkauf des Flughafens Hahn

Markus Appelmann spricht mit Prof. Karl-Rudolf Rupprecht und die Möglichkeiten und Probleme am Hahn.

Markus Appelmann, Moderator: An dieser Stelle möchten wir einen Experten dazuholen: Prof. Karl-Rudolf Rupprecht. Er ist Studiengangsleiter für Luftfahrt und Tourismus an der Hochschule Frankfurt. Guten Tag.
Prof. Karl-Rudolf Rupprecht, Frankfurt University of Applied Sciences: Guten Tag.
Appelmann: Herr Rupprecht, immer wieder hieß es vom Insolvenzverwalter: Bald könnten die Lichter am Hahn ausgehen. Hat Sie die Meldung über den Verkauf des Airports überrascht?
Rupprecht: Natürlich hat mich das ein Stück weit überrascht, dass man wieder einen neuen Ansatz macht. Es ist schön natürlich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Airports. Aber ich habe aus den Unterlagen und Informationen keine Neuigkeiten erkennen können hinsichtlich einer Fortführung oder eines innovativen Ansatz für ein neues Geschäfts, was sich in Hahn ansiedeln könnte.
Appelmann: Die neuen Eigentümer kündigen an, zu investieren und den Airport auszubauen. Klingt gut. Aber deutschlandweit sind die Regionalflughäfen auf dem absteigenden Ast. Welche Chancen sehen Sie für den Hahn? Wie kann das Geschäftsmodell aussehen?
Rupprecht: Also, die Äußerungen – Sie haben sie schon genannt – sind sehr allgemein. Damit kann man eigentlich nicht für die Zukunft gewinnen. Natürlich ist die Zeit im Augenblick gut. Jeder, der in Urlaub fliegen will, der ist froh, wenn er einen etwas überschaubaren, kleineren Flughafen findet, an dem die Prozesse funktionieren. Für die mittelfristige Situation sehe ich nicht positiv die Entwicklung in Hahn. Warum? Wir haben eine Konsolidierung in der Airline-Branche. Wir bräuchten dringend eine Konsolidierung auf der Airport-Seite. Und die Probleme, die wir heute haben in der Branche, kann einer alleine gar nicht lösen. Das heißt, wir haben Probleme am Airport, wir haben Probleme in der Luft und ein Airport kann die Probleme in der Luft nicht lösen.
Appelmann: Sie waren Vorstand bei Lufthansa Cargo. Jetzt ist Luftfracht ein großes Thema am Flughafen Hahn mit seiner 24-Stunden-etriebsgenehmigung. Was müsste man tun, um das Frachtgeschäft noch auszubauen?
Rupprecht: Ich glaube, für die nächsten ein, zwei Jahre dürfte das kein großes Problem sein. Wir haben eine sehr große Nachfrage. Wir haben Kapazitätsengpässe in der Luft. Mittelfristig sehe ich allerdings die Perspektiven nicht so rosig. Warum? Weil sie Investitionen am Boden machen müssen, insbesondere für den Bereich eCommerce. Und dort sind die Investitionen längst in Köln, in Leipzig, um Beispiele zu nennen, getätigt worden und da kommt man als Hahn so schnell nicht ran.
Appelmann: Viele Reisende erleben derzeit vor der Urlaubs-Lust den Flughafen-Frust. Lange Warteschlangen an Deutschlands größtem Airport in Frankfurt. Könnten davon die kleinen Airports – wie der Hunsrück-Flughafen – profitieren, wenn dort alles schneller geht?
Rupprecht: Ich glaube, in Peak-Zeiten bietet natürlich ein kleiner Flughafen einen Vorteil, weil er es schafft, regional die Arbeitskräfte zu mobilisieren für die Peak-Abfertigung. Das ist das Problem, was wir in den großen Flughäfen heute sehen. Ob das wirtschaftlich ist, das steht auf einem anderen Blatt. Und ich glaube, an der Stelle sind es dann weniger Ausweichsituationen in Peak-Zeiten und dafür kann man eigentlich heute keinen Airport mehr betreiben alleine.
Appelmann: Danke an Prof. Karl-Rudolf Rupprecht
Rupprecht: Gerne.