Winzer fordern höhere Aufbauhilfen

Ein weiteres Thema, das noch heute Abend im Landtag diskutiert werden soll, ist die Errichtung eines Sondervermögens für die Opfer der Flut-Katastrophe. Insgesamt 30 Milliarden Euro haben Bund und Länder für den Wiederaufbau vorgesehen. Nachdem der Bund das entsprechende Gesetz schon vor zwei Wochen beschlossen hat, muss jetzt noch der Landtag zustimmen. Die Fördergelder sollen von der Flut betroffene Privat-Haushalte, Kommunen, Unternehmen, Landwirte und Winzer unterstützen. Letztere werden bei der Regelung nicht ausreichend bedacht, meint der Bauern- und Winzerverband – und warnt vor einem Höfe-Sterben in der Flutregion.

Ausspülen, befüllen und rein mit dem Korken. 10.000 Flaschen Spätburgunder aus dem letzten Jahr hat Winzer Alexander Stodden gemeinsam mit seinem Team heute abgefüllt – das ist alles, was er vor den Wassermassen retten konnte. Die Abfüllmaschine: geliehen. Genau wie viele andere Geräte auch. Denn nahezu alle eigenen Maschinen, Fässer und Tanks sind der Flut zum Opfer gefallen. Insgesamt, so schätzt Stodden, liegt der Schaden auf dem Weingut bei etwa 1,5 Millionen Euro. Eine Elementarschadenversicherung hat der Winzer nicht. Trotzdem muss er den Wiederaufbau nicht ganz alleine stemmen. Der Staat ersetzt 80 Prozent des Zeitwerts des zerstörten Inventars.
Alexander Stodden, Winzer aus Rech
„Das große Problem ist, wenn ich den Zeitwert der Maschine nehme… Meine Presse ist mittlerweile 35 Jahre alt. Was für einen Zeitwert hat die? Wenn sie die normal verkaufen wollen, liegt die bei 2000 bis 3000 Euro. Das gleiche Modell neu kostet aber 35.000 Euro. Und ich werde es wohl austauschen müssen, weil es nicht mehr zu reparieren ist. Und wenn ich, ich sage mal, von 3000 Euro 80 Prozent abziehe, das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein.“
Auch wenn er dankbar für jede Unterstützung ist – auf dem Großteil der Kosten wir der 48jährige sitzenbleiben. So wie ihm geht es vielen Weinbauern im Ahrtal. 65 der 68 örtlichen Winzerbetriebe hat das Hochwasser getroffen. Viele brauchen also neue Maschinen. Und der Gebrauchtmarkt für die speziellen Gerätschaften ist klein. Heißt, die meisten werden um Neuanschaffungen nicht herumkommen. Der Bauern- und Winzerband fordert deshalb eine andere Regelung für die staatliche Aufbauhilfe.
Herbert Netter, Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e. V.
„Wir würden uns den Neuwert wünschen. Und wenn das zu viel wäre oder die Politik sagt, das machen wir nicht mit, dass man dann hergeht und sagt: Okay, wir machen eine Obergrenze von 30 Prozent unter dem Neuwert. Auch damit könnte man dann leben, weil dann ein Großteil des Wertes doch abgedeckt wäre, den die Betriebe ja wieder investieren müssten.“
Bleibt es bei der Zeitwert-Regelung, so befürchtet der Verband, könnte es dazu kommen, dass es einige Winzer in den finanziellen Ruin treibt und sie ihren Betrieb aufgeben müssen. Aufgeben kommt für Alexander Stodden aber nicht infrage.
Alexander Stodden, Winzer aus Rech
„Ich habe nie gesagt, ich höre auf. Ich habe die nächste Generation in der Warteschleife, die es weitermachen will, also werden wir… Augen zu und durch. Irgendwie wird es schon klappen.“
Erst mal eben mit geliehenen Maschinen. Nach und nach möchte er die dann durch neue eigene Geräte ersetzen, größtenteils finanziert durch Eigenmittel – und einen kleinen staatlichen Zuschuss.