Vor 100 Jahren: BASF-Unglück von 1921

Es ist ein Szenario, wie in einem Katastrophenfilm. Aber es geschieht ganz real, heute genau vor 100 Jahren. Die Explosion eines Düngemittel-Silos im BASF-Werk im heutigen Ludwigshafener Stadtteil Oppau gilt bis heute als schlimmstes Unglück der deutschen Industrie-Geschichte.

Am 21. September 1921 werden Hunderte Menschen getötet, Tausende verletzt.
Isabella Blank-Elsbree, Unternehmens-Historikerin bei der BASF
„In der benachbarten Gemeinde Oppau, die direkt ans Werksgelände grenzt, wurden über 1000 Gebäude völlig zerstört, 1000 Gebäude wurden stark beschädigt, es waren leider über 500 Todesopfer zu beklagen und an die 2000 Verletzte. Die starken Erschütterungen dieser Explosion wurden bis ins 300 Kilometer entfernten München in der Erdbebenwarte aufgezeichnet.“
Noch heute beschäftigt sich die Badische Anilin und Sodafabrik mit dem Unglück vor 100 Jahren. Über die Explosion des Düngemittelsilos gibt es viel Material im Unternehmens-Archiv. Die Historikerin Isabella Blank-Elsbree hat es ausgewertet.
Isabella Blank-Elsbree, Unternehmens-Historikerin bei der BASF
„Am 21. September 1921 um 7 Uhr 32 so schildern es Augen- und Ohrenzeugen, gab es hintereinander ganz kurz zwei Explosionen. Es stieg eine riesengroße schwarze Rauchwolke auf, die dann niederging, und es entstand eine gewaltige Druckwelle, die hier im größeren Umkreis Zerstörungen anrichtete.“
Die ganz genauen Unglücksursachen sind bis heute nicht geklärt. 4500 Tonnen Ammoniumnitrat lagern 1921 in einem Silo. Ein Dünger, der durch Sprengungen aufgelockert wird. 20.000 Mal ohne Folgen. Dann kommt es zur bis dahin weltweit größten Chemie-Katastrophe. Danach führt die Branche strengere Vorschriften ein.
Isabella Blank-Elsbree, Unternehmens-Historikerin bei der BASF
„Bis heute hat man alle Produkte mit Ammoniumnitrat in internationale Sicherheitsklassen eingeteilt und dafür Standards festgelegt, wie Schutzmaßnahmen ergriffen werden können.“
Drei Jahre dauert der Wiederaufbau von Oppau. Die Kosten liegen bei rund 127 Millionen Reichsmark. 80 Prozent der damals eigenständigen Gemeinde werden 1921 zerstört.
Udo Scheuermann ist Ortsvorsteher von Oppau. Im Rathaus hat er eine Ausstellung über die Explosion zusammengestellt.
Udo Scheuermann, Ortsvorsteher von Oppau
„Gut die Hilfsbereitschaft, es wurde ja das Hilfswerk Oppau gegründet und da wurde bundesweit wurde da unterstützt. Und es war hier auch in der Bevölkerung ein großer Zusammenhalt, eine große Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. Ist vielleicht zu vergleichen mit dem, was man jetzt im Ahrtal zum Beispiel erlebt. Also man merkt, wenn Katastrophen da sind, ist die Bevölkerung immer noch, sagen wir mal, hilfsbereit.“
Zunächst zahlt die BASF nur den betroffenen Werksangehörigen eine Soforthilfe von insgesamt rund 5 Millionen Reichsmark. Ab 1922 kümmert sich das Unternehmen auch um die Versorgung von Opfern, die nicht im Werk arbeiten. Zum Gedenken an das Unglück, bei dem 561 Menschen ums Leben kamen, hat die BASF einen Film erstellt. Ab heute ist er im Internet zu sehen.